27. Februar 2009

all meinen Freunden, die dies hier lesen und demnächst einen akademischen Abschluß anstreben: Es stimmt doch.

Auf der Hinfahrt hatte er Leonard Cohen laufen, es war grenzwertig angesichts meiner Situation, wäre jetzt Famous Blue Raincoat gekommen, ich hätte aussteigen müssen. Begann also zu plappern, um mich abzulenken. Was es denn für ein Buch sei, in dem er gelesen hatte, bis ich einstieg. Es sei eine Biographie über Glenn Gould. Ich sagte nur enigmatisch, ich sei eher für die Moderne zu haben, aber sofort berichtigte er mich enthusiastisch: Glenn Gould sei einer der ersten, die Schönbergs Klavierwerke aufgenommen haben. Ich versprach, mich danach umzuschauen, und ging zu der Magisterabgabeparty.

Die Rückfahrt begann mit einem Werbespruch aus den 60'ern, der sich um ein Möbelhaus in der Straße drehte, die ich jetzt bewohne. Schnell war er bei der Feststellung, Kunst müsse frei sein vom dem Druck, damit Geld zu verdienen. Ich stimmte zu, zwar sei ich nicht in der Lage, da zu trennen, aber viele meiner Freunde lebten getreu dieser Auffassung. Ich dachte dabei insbesondere an die Gebrüder g., die außer der Academie Francaise keine Abschlüsse vorzuweisen haben und vermutlich nicht einmal einen Führerschein. In unserem System unterliege die Kunst aber einer Vielzahl von Faktoren, die sich als Druck umschreiben ließen. So habe ein Freund von ihm während eines Konzertes in der Hasenheide 1985 ein Bild malen sollen, und er sei darauf verfallen, ein Gesicht zu malen, da der Druck der Umstände ihn in die Formen gedrängt habe, von denen er meinte, sich in ihren Grenzen zu bewegen verspräche Erfolg. Da könne man auch nicht so pauschal sagen, der finanzielle Druck sei abzulehnen. Ein Freund von ihm sei ebenfalls Literaturübersetzer für eine romanische Sprache, ein anderer übersetze philosophische Werke ins Türkische.

Trinkgeld hab ich beidesmal reichlich gegeben, nur dem Gefühl, in einer wirklich verkehrten Welt zu leben, tat das keinen Abbruch. Zumal heute Abend.

Immerhin war da N., die in einem Satz drei Latinismen und zwei Fäkalausdrücke kombiniert (relationär / ficken) und über die Führungskräfte der Ebertstiftung, die sie unlängst bewirtete, zu sagen wußte, daß sie niemals für die arbeiten würde: Voll die Opfer. Total der krasse ....-Habitus im Bourdieuschen Sinne, Alter. Nie im Leben. (Welcher Habitus gemeint war, konnte ich, auch aufgrund meines eigenen Lachens, nicht heraushören)

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