27. März 2009

Beobachtungen sind spannender als Reflexionen.

Prosa tritt an die Stelle von Enthüllungen, wenn der Anspruch fällt, so zu tun, als offenbare man sich selbst vor sich selbst, eine Show, die offensichtlich nur vor Lesern überhaupt stattfinden kann, und wenn man Figuren entwirft, über die es etwas zu anderen zu sagen gibt.

Jedes Selbst ist eine Figur. Aber nur die sind interessant, die dies eingestehen. Zugestehen: ihrer Figur.

Cindy Sherman macht nicht "nur Selbstportraits". Sie hat eine beliebige Anzahl von Models zur Verfügung.

Der Elias in jedem von Canettis Aufzeichnungsbänden ist je ein anderer.

Ist es sinnvoll, Sich-als-Autor noch so klar zu trennen wie Pessoa es gemacht hat? Eigenständige Heteronyme wirken heute beinahe so wie der Versuch Tolkiens, ganze Sprachen zu erschaffen.

Aber jeder Text wäre der eines anderen Erzählers.

Ihr werdet mir nichts tun können.

Ein ostasiatischer Handlungsreisender allein. Er arbeitet am Notebook mit UMTS. Als er merkt, daß er eingenickt ist, klappt er mit lapidarer Geste das Notebook zu und schläft weiter.
Später sah ich, daß er außer seinem schwarzen Anzug und der Notebooktasche nichts bei sich trug.

Der Beobachter muß nicht die Person sein, über die wir ganz viel erfahren, die "dargestellt" wird, die Hauptfigur. Vielmehr erfahren wir über ihn wie beiläufig Dinge. Wir erfahren, wie er beobachtet. Die Dinge sind wichtig, die er beobachtet, nicht nur weil das Was und Wie über ihn Aufschluß gibt, sondern weil sie wichtig sind.

Er muß keine kohärente Stimme sein. Es müssen nicht Dinge sein, die Du beobachtet hast, die er beobachtet.

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